Die Haltung von Wirbellosen wie Garnelen liegt heute voll im Trend. Noch nie so richtig willkommen waren allerdings wurmartige Tiere, die das Aquarium eigenmächtig erobern und zudem nicht sonderlich hübsch anzusehen sind. Diese Abneigung gegen alles Wurmartige im Aquarium ist zwar nachvollziehbar, treibt in der Aquaristik-Szene mitunter aber auch seltsame Blüten. Nachvollziehbar ist die benannte Abneigung, da es durchaus Würmer gibt, die den bewusst im Aquarium gepflegten Tieren schaden könnten. Mitunter übertrieben ist die Angst vor Würmern im Aquarium allerdings, da es auch relativ viele harmlose wurmartige Kleinstlebewesen in einem Aquarium gibt und diese sogar zum funktionierenden biologischen System im Aquarium dazugehören könnten. Zu welcher Kategorie Scheibenwürmer zählen, erfahren Sie im Folgenden.
Scheibenwürmer: harmlos für Garnelen, aber nicht zwingend auch für Schnecken
Erst einmal die gute Nachricht: Kann der Garnelenhalter die Würmer, die sich in seinem Garnelenaquarium tummeln, eindeutig als Scheibenwürmer klassifizieren, muss er – soweit wir wissen – nicht um die Gesundheit seiner Garnelen fürchten. Scheibenwürmer können in nahezu jedem Aquarium einmal plötzlich in Erscheinung treten. Sie fallen wohl kaum auf, wenn sie sich zum Beispiel im Bodengrund befinden, sicherlich aber dann, wenn sie ihrem Namen gerecht werden und an den Aquarienscheiben entlangkriechen. Garnelen betrachten Scheibenwürmer – anders als viele Fischarten – nicht als Nahrung und lassen ihre Mitbewohner dementsprechend gewähren. Eine friedliche Koexistenz zwischen Scheibenwürmern und Garnelen erscheint somit möglich. Wann dennoch etwas gegen Scheibenwürmer in einem Garnelenaquarium unternommen werden sollte, erfahren Sie weiter unten.
Auch wenn Scheibenwürmer Garnelen nichts anhaben können, bedeutet dies allerdings nicht, dass diese Würmer grundsätzlich friedlich sein müssen. Für den Garnelenhalter ist dabei vor allem relevant, dass in der Aquaristik-Szene gemutmaßt wird, dass Scheibenwürmer sich mitunter am Nachwuchs von Schnecken zu schaffen machen könnten. Da Schnecken beliebte Vergesellschaftungspartner für Garnelen und daher in vielen Garnelenaquarien heimisch sind, sollte diese Vermutung zumindest bekannt sein. Wer tatsächlich Ausfälle beim Schneckennachwuchs feststellt und diese nicht akzeptieren kann,
findet am Ende dieses Artikels Tipps zum Reduzieren der Anzahl von Scheibenwürmern im Garnelenaquarium.
Knackpunkt: Scheibenwürmer von anderen Würmern unterscheiden
Zumindest für Garnelen sind Scheibenwürmer unserem Wissen nach keine Gefahr. Problematisch ist es allerdings, die im Garnelenaquarium vorgefundenen Würmer überhaupt zuverlässig als Scheibenwürmer zu bestimmen. Schließlich kann man erst dann oder bei Identifizierung einer anderen harmlosen Wurmart aufatmen. Insbesondere Aquaristikneulinge dürften mit der Aufgabe, einen Wurm eindeutig als Scheibenwurm zu identifizieren, erst einmal heillos überfordert sein. Daher folgt nun eine kleine Beschreibung des Aussehens des Scheibenwurms sowie die Abgrenzung von zwei anderen Aquarienbewohnern mit gewissen Ähnlichkeiten.
Sicherlich am häufigsten fallen Scheibenwürmer dann auf, wenn sie in größerer Anzahl auftreten und in etwa eine Größe von ca. 1 bis 2 mm pro Exemplar erreicht haben. Sie können aber durchaus noch deutlich länger werden, auch dann ist ihr Körper aber nicht unterteilt, sondern bildet eine Einheit, die in ihrem Durchmesser je nach Körperpartie variieren kann. Oft weisen Scheibenwürmer eine helle und intransparente Färbung auf, mitunter aber auch eine bräunliche. Relativ leicht zu verwechseln sind Scheibenwürmer unter anderem mit:
Wenigborstern: Da Wenigborster ebenfalls manchmal an Aquarienscheiben entlangkriechen und zudem oft auch eine helle Färbung sowie eine lang gezogene Körperform aufweisen, könnten sie mit Scheibenwürmern verwechselt werden. Im Gegensatz zu Scheibenwürmern weisen Wenigborster in der Regel aber einen Körper auf, der sich beim genaueren Hinsehen in viele mehr oder weniger gleich geformte Teilstücke gliedert. Die Borstenhaare, die den Wenigborstern ihren Namen verliehen, sind mit bloßem Auge eher nicht zu erkennen. Wenigborster sind nützliche Resteverwerter im Aquarium, die nach unserem Wissen Garnelen nicht zur Gefahr werden und denen daher ähnlich entspannt begegnet werden kann wie Scheibenwürmern.
Planarien: Planarien und Scheibenwürmer können sich sehr ähnlich sehen. Nicht bei allen, aber bei manchen Planarien ist allerdings der Kopf recht gut erkennbar, da er kantig geformt ist. Dies ist bei Scheibenwürmern nicht der Fall, leider offenbar aber auch nicht bei allen Planarien. Da Planarien durchaus eine Gefahr für Garnelen darstellen können – vor allem, wenn Letztere ohnehin geschwächt sind, – sollte ein Planarienbefall möglichst ausgeschlossen werden (siehe Tipps im Folgenden). Bei
einem Befall mit Planarien besteht zudem in der Regel Handlungsbedarf. Tierärzte können weiterhelfen.
Grundsätzlich ist es möglich, dass viele andere wurmförmige Tiere in einem Aquarium mit Scheibenwürmern verwechselt werden könnten. Daher empfiehlt es sich, auch bei der Ermittlung, ob es sich um Planarien oder Scheibenwürmer handelt, Vergleichsbilder zurate zu ziehen und Hilfsmittel wie Lupen zur Hand zu nehmen. So lassen sich die im eigenen Aquarium gefundenen Würmer etwas besser bestimmen.
Die Anzahl von Scheibenwürmern im Garnelenaquarium reduzieren
Obwohl Scheibenwürmer für Garnelen nicht gefährlich erscheinen, kann es durchaus Gründe dafür geben, dass ein Aquarianer die Anzahl dieser Würmer in seinem Garnelenaquarium reduzieren möchte. Der wichtigste Grund hierfür ist nicht etwa ästhetischer Natur – obwohl gerade massenhaft auftretende Scheibenwürmer wirklich nicht hübsch anzusehen sind. Viel wichtiger ist, dass ihr explosionsartiges Ausbreiten auf tiefer liegende Probleme hindeuten könnte. Dabei liegt der Verdacht nahe, dass eine zu reichhaltige Fütterung der Garnelen das biologische System aus dem Gleichgewicht gebracht haben könnte. Die Garnelen können das überschüssige Futter nicht verwerten. Dieses dient dann Scheibenwürmern und anderen Kleinstlebewesen als reichhaltiges Büfett und verhilft diesen Tieren zu unnatürlich hohen Vermehrungsraten.
Treten Scheibenwürmer in neu eingerichteten Becken auf und kann daher eine Überfütterung ausgeschlossen werden, hilft es mitunter auch, einfach abzuwarten. Gerade beim Einfahren eines neuen Aquariums kann es Phasen geben, in denen Scheibenwürmer besonders gute Voraussetzungen vorfinden. Dies ändert sich dann sehr wahrscheinlich wieder. Sollte das nicht der Fall sein, könnten auch Fressfeinde (vorübergehend) in das Aquarium eingesetzt werden, bevor die Garnelen einziehen.
Auf einen Blick
- Bisher sind uns keine Indizien dafür bekannt, dass Scheibenwürmer eine Gefahr für Garnelen wären.
- Denkbar ist es aber, dass Scheibenwürmer Schneckennachwuchs gefährlich werden.
- Scheibenwürmer sind für den Laien nur schwer von anderen Würmern zu unterscheiden.
- Vor allem, aber nicht ausschließlich mit Wenigborstern und Planarien besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr.
- Nach Möglichkeit sollte ausgeschlossen werden, dass anstatt harmloser Scheibenwürmer für Garnelen gefährliche Planarien in das Garnelenaquarium eingezogen sind.
- Bei explosionsartiger Zunahme von Scheibenwürmern sollte überprüft werden, ob das biologische Gleichgewicht im Garnelenaquarium ins Wanken geraten ist.
- Bei Bedarf können in einem Aquarium, das erst später von Garnelen bevölkert werden soll, vorübergehend Fressfeinde genutzt werden, um Scheibenwürmern zu Leibe zu rücken.